„Wir müssen den Menschen mehr bieten, wir müssen sie mit der Vielfalt der Produkte unserer Bienen vertraut machen.“
Mit diesem Appell eröffnete Anton Reitinger am 30. Jänner 2016 den Seminartag zur 7. Österreichischen Apitherapietagung in Zell a. d. Pram (Innviertel/OÖ). Wie gewohnt spannend zeigte der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Apitherapie (ÖGA) die gesamte Palette der gesundheitsfördernden Bienenprodukte, vom Wabenhonig bis zur Bienenstockuft. Parallel zu diesem ganztägigen Workshop „Qualität und Vielfalt in der Apitherapie“ fesselte in einem zweiten Seminarraum Antonio Couto aus Lissabon die Seminarteilnehmer mit dem Thema Bienengift und seiner therapeutischen Anwendung. Der Apitherapeut beließ es nicht nur bei theoretischen Ausführungen, er zeigte die Anwendung der Mikro Api-Punktur mit seinem mitgebrachten dunklen, in Portugal beheimateten Bienen auch gleich bei etlichen Teilnehmern.
Am Haupttag der Apitherapietagung, am Sonntag, folgten dann an die 300 Teilnehmer den fünf Vortragsteilen mit den jeweils angeschlossenen Diskussionen. Der Festsaal im ehemaligen Lust- und Jagdschloss aus dem 18. Jahrhundert (heute oberösterreichisches Landesbildungszentrum) vermittelte eine geradezu ideale Einstimmung, zeigen doch die Fresken idyllische Szenen aus dem Landleben vor vier Jahrhunderten mit dem Sonnengott Apollo in der Mitte.

Das Kittharz der Biene – Propolis – Eigenschaften und Anwendung in der Apitherapie.

Dr. Andreas DaugschIm ersten Vortrag ging der Lebensmittelchemiker Dr. rer. nat. Andreas Daugsch aus Lüneburg (D) auf die gesundheitsfördernden Einsatzmöglichkeiten von Propolis ein. „Pro Polis“ bedeutete für die Griechen der Antike „Verteidiger der Stadt“, für uns heute ist das Bienenprodukt Propolis mit seinen mehr als 300 Wirkstoffen eine Barriere zu zahlreichen Krankheitserregern. Von besonderer Bedeutung ist die modulierende Wirkung auf unser Immunsystem. Im Bienenstock wendet sich Propolis als „eine Art externes Immunsystem“, so Daugsch, aktiv gegen Viren, im Menschen stärkt es die Abwehrkräfte, entgiftet Schwermetalle und schützt vor Dioxin Toxizität.
Am Beispiel von Lippenherpes zeigte der Referent, dass der Einsatz von Propolis zu einer weitaus schnelleren Wundheilung führt als die gängigen Hausmittel. Während der Einsatz von Teebaumöl, Kompressen oder Herpespflaster jeweils einige Herpes-Indikatoren beseitigt, verfügt Propolis über eine umfassende Heilwirkung

 

Besser essen. Besser leben.


MagPutscher„Kinder, die Honig essen, nehmen die Apotheke der Natur zu sich.“ Diese Aussage stellte der Ernährungswissenschaftler Mag. rer. nat. Christian Putscher (Ried i. I.) an den Schluss seines Referats über die guten und weniger guten Essgewohnheiten. Eine wirklich schlechte Ernährung gibt es nicht, es kommt vielmehr auf den Einzelnen an. „Gut essen tut immer noch gut und macht auch immer noch Spaß“, sagte Putscher. Aber: Wir haben es noch nicht geschafft, unser gewohnten Mahlzeiten den veränderten Lebens -und Arbeitsbedingungen anzupassen. Die Ernährungsgewohnheiten, die zur Fehlernährung führen, sind bekanntermaßen schwer zu ändern.
In einem flotten und in vielen Passagen erheiternden Streifzug behandelte der Ernährungswissenschaftler Mahlzeiten mit Fleisch, die Nährstoffe im Ei, („gut für alles“), Gemüse und Milchprodukte. Für Putscher gibt es bei vernünftiger Ernährung keine Essensverbote. „Du bist für dich und für das, was du sagst und tust, selbst verantwortlich.“ Alle Nahrungsmittel verfügen über bestimmte wertvolle Aufbaustoffe. Eine Warnung kam dann aber doch: „Schnell Abnehmen ist Gift, es ist eine Katastrophe, die gefährlich werden kann.“ Der einzelne muss in jeder Situation selbst die für ihn richtige Entscheidung treffen.

 

Bienen- und Wespengiftallergie: eine gefährliche bis lebensbedrohende Allergie


Dr.Gunter SturmEtwa 300.000 Menschen in Österreich reagieren allergisch auf Bienen -oder Wespenstiche. Prof. Dr. med. Gunter Sturm, Facharzt für Dermatologie und Venerologie sowie stellvertr. Leiter des Allergieambulatoriums Reumannplatz in Wien, führte vorerst die unterschiedlichen Auswirkungen der Allergie an, von Quaddeln (1 cm2 große Rötung), über die 10 cm2 „Große Schwellung“ bis zur „Systemischen Reaktion“ und der „Schweren Reaktion“ mit Bewusstlosigkeit und Herzstillstand. Bei 83 Prozent der allergischen Fälle handelt es sich um milde oder moderate Symptome.
90 Prozent des Giftes aus der Giftblase entleert sich binnen 20 Sekunden. Es ist daher angeraten, den Stachel sofort zu entfernen. Eine Kühlung der Einstichstelle ist hilfreich, das Blatt des Spitzwegerichs wird dabei oft verwendet. Bei 70 Prozent handelt es sich um Wespenstiche (Hornissenstiche eher selten), 30 Prozent entfallen auf Honigbienen und Hummeln. Eine Statistik unter Imkern zeigt, dass die am wenigsten Gestochenen am häufigsten allergische Reaktionen aufweisen. Bei der Therapie ging Gunter Sturm auch auf die Immuntherapie mit Insektengift, deren Behandlung auf eine Dauer von drei bis fünf Jahre ausgelegt ist.
Seine Schlussfolgerung in vier Punkten: Insektenallergie ist keine Seltenheit – bei systemischen Reaktionen sollte Abklärung erfolgen – ein Notfallset immer mitführen – bei ausgeprägter Symptomatik: Immuntherapie.

 

Essen wie die Honigbiene


Bild Antonio Pollenvortrags1Pollen, Honig, Bienenbrot, auch etwas Gelee Royal. Die Bienennahrung bzw. die von unseren Honigbienen verarbeitete Nahrung ist das Nahrhafteste, das Beste, das Gesündeste für den Menschen. Apitherapeut Antonio Couto, der schon am Vortag den Workshop über die Mikro-Bienenstiche geleitet hatte, fesselte die Anwesenden mit dem Bericht über seinen Selbstversuch: Sechs Monate lang nahm er die Bienenprodukte zu sich, den Pollen bereitete er mit Obstsaft oder Jogurt auf, hin und wieder „fettete“ er die Mahlzeit mit etwas Obst auf. Am 1. Februar 2009 startete er seine Diät: 100 Gramm Pollen, 20 Tropfen Propolisextrakt und einen Löffel Honig jeweils zum Frühstück und zu Mittag, am Abend reduzierte er auf 50 Gramm Pollen. Und einmal täglich 2 Gramm Gelee Royal. Und sonst nichts! Couto hatte frischen Cistus-Pollen zur Hand.
Der Hausarzt, bei dem er monatlich seine Blutwerte überprüfte, war am Anfang distanziert („das verrückteste Vorhaben“), dann allerdings, als Couto eine natürliche Gewichtabnahme verzeichnete, begeistert. Denn auch er wollte sein Gewicht reduzieren. Im fünften Monat steigerte der Apitherapeut aus Lissabon den Honig von zwei auf zehn Esslöffel täglich und das Gelle Royal von zwei auf fünf Gramm. Um wieder zuzunehmen. „Ich habe mich all die sechs Monate jeden Tag ausgeruht und stark gefühlt, physisch und psychisch“, erzählte der Mann aus Lissabon.
Der Beweis, wie gesund Pollen für den Menschen ist, war damit gelungen. Der Tipp Coutos für die Anwesenden: „Frischer Pollen ist eine Supernahrung, man sollte ihn jeden Tag zu sich nehmen.“ Er empfiehlt Männern zum Frühstück 50 bis 70 Gramm, Frauen wegen der geringeren Testeronkonzentration 20 bis 40 Gramm. Das sichere die Gesundheit und behindere manche Krankheit.

Das Darmökosystem, das Mikrobion und die Apitherapie.


Mit einer Analyse des „Ökosystems Darm“ leitete Dr. med. Andreas Dabsch, Ganzheitsmediziner und ärztlicher Teamleiter für Orthomolekularmedizin und Ganzheitsmedizin im Gesundheitshaus Korneuburg (NÖ), seinen Programmpunkt ein. Ausgehend von den Milliarden von Bakterien im Darmbereich analysierte der Referent die Zusammenhänge der lebensnotwendigen Immunvorgänge. Auf der einen Seite ist unser Immunsystem permanent mit Mikroorganismen beschäftigt, auf der anderen Seite setzen dem menschlichen Organismus Autoimmunerkrankungen zu.
Wirkung und Effekte von Bienenwachs (Entdeckelungswachs) in der Allergieprävention, von Propolis. Perga und von Apitoxin im Zusammenhang mit dem Darmökosystem bildeten den zweiten Teil der Ausführungen. Propolis wirkt zwar direkDas Kittharz der Biene – Propolis – Eigenschaften und Anwendung in der Apitherapie.t antibiotisch, aber vor allem indirekt milieuverändernd auf pathogene Keime. Pathogene haben keine Chance zu wachsen, „genauso wie im Bienenstock“, fügte Dabsch hinzu. Perga ist ein fermentiertes Futter für die Larven, und es ist ebenfalls ein hochwertiges Futter für unser Mikrobion. Denn alles, was wir essen, so Dabsch, wird im Darm fermentiert. Gelee Royal unterstützt wiederum die entgiftende Funktion des Darms, es ist gleichsam „ein Turbo für das Immunsystem und die Zellenergie“.

7. Generalversammlung.


Die Apitherapietagung wurde am Abend mit der Generalversammlung der ÖGA abgeschlossen. Präsident IM Toni Reitinger konnte berichten, dass die ÖGA am 1. Dezember 2015 in den Dachverband österreichischer Arztinnen und Ärzte für Ganzheitsmedizin aufgenommen worden war. Er war mit dem Allgemeinmedi-ziner Herrn Dr. Hans Puttinger bei der Generalversammlung der Ganzheits-medizin, nach Vorstellung der ÖGA und der Apitherapie und der verschiedenen Bienenprodukte wurde die ÖGA einstimmig in den Dachverband aufgenom-men.
Reitinger präsentierte auch mit Stolz und Erleichterung die neu gestaltete Homepage der ÖGA, bei der die Mitglieder ausführliche Sachinformationen zu bestimmten Apitherapiethemen aufrufen können. Die nächste Österreichische Apitherapie-Tagung (die achte) soll am letzten Jännerwochenende 2017 in Klosterneuburg (NÖ) ausgerichtet werden.
Übrigens: Auf der Homepage (www.apitherapie.at) kann auch unter „Mitglied werden“ die Beitrittserklärung zur ÖGA aufgerufen werden.
Dr. Erich Witzmann – Bereich Öffentlichkeitsarbeit